Beratung bei einem auffälligen vorgeburtlichen Befund
In der Schwangerenvorsorge werden Frauen regelmäßig untersucht, um sicherzustellen, dass sie und das in ihr heranwachsende Kind gesund sind. Schon bei den drei routinemäßig durchgeführten Ultraschalluntersuchungen können jedoch Anzeichen für eine Gesundheitsstörung oder Behinderung gesehen werden. Außerdem werden schwangeren Frauen vorgeburtliche Untersuchungen angeboten, mit denen gezielt nach Schädigungen des Kindes gesucht wird oder bei denen erhoben wird, wie wahrscheinlich eine Behinderung des Kindes in ihrem Fall ist. Zu diesen „Risikoabschätzungen“ gehören z.B. die Messung der Nackenfalte und bestimmte Bluttests. Wenn eine Auffälligkeit festgestellt wird, werden ihnen weitere Untersuchungen und Tests oder z.B. eine Fruchtwasseruntersuchung empfohlen.
Beratung vor vorgeburtlichen UntersuchungenVor jeder Untersuchung, die nicht zur allgemeinen Schwangerenvorsorge gehört, müssen schwangere Frauen ausführlich informiert und beraten werden, und sie müssen – nach einer angemessenen Bedenkzeit – ihre ausdrückliche Zustimmung zu dieser Untersuchung geben. Im Alltag der Schwangerenvorsorge bleibt oft nicht viel Zeit für diese Beratung und die Beantwortung von Fragen. Nicht immer ist den Frauen wirklich klar, dass diese Tests zu weiteren Tests führen können und dass sie am Ende möglicherweise vor die Frage gestellt werden, ob sie dieses Kind zur Welt bringen wollen.
Jede Frau und jedes potenzielle Elternpaar hat deshalb die Möglichkeit, vor einer gezielten vorgeburtlichen Diagnostik psychosoziale Beratung wahrzunehmen. In dieser Beratung können sie sich mit der Frage auseinandersetzen, was sie über ihr Kind vor der Geburt wissen wollen, wie sie persönlich zu einem Kind mit einer Behinderung stehen und was ein Schwangerschaftsabbruch für sie bedeuten würde. So können sie sich bewusst machen, was sie vor der Untersuchung noch mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin besprechen wollen und ob sie ihre Zustimmung zu der Untersuchung geben wollen.
Beratung bei einem auffälligen vorgeburtlichen BefundDa es sich in der Regel um eine geplante und gewünschte Schwangerschaft handelt, löst ein auffälliger Befund bei einer vorgeburtlichen Diagnostik zunächst einen Schock oder eine schwere Krise aus. In der Beratung wird die krisenhafte Situation aufgefangen und die schwangere Frau als auch ihr Partner haben in den Gesprächen die Möglichkeit, ihren Emotionen wie Wut, Trauer, Verlustängsten und Schuldgefühlen Raum zu geben. Die Betroffenen müssen sich dann mit den als nächstes anstehenden Untersuchungenauseinandersetzen. Informationen oder die Beratung von Fachleuten aus der Frühförderung oder der Behindertenhilfe, die mit der vermuteten Beeinträchtigung Erfahrung haben, können hinzugezogen werden. Die Beratenden begleiten diesen Prozess einfühlsam. Dabei liegt ein Fokus auf der Entwicklung der Entscheidungskompetenz der Frau bzw. des Paares.
Eine zentrale und entscheidende Frage ist, ob die Schwangerschaft fortgesetzt werden kann oder ob ein später Schwangerschaftsabbruch durchgeführt wird. Bei einem Kind, das nicht lebensfähig zur Welt kommen würde, gibt es auch die Möglichkeit, die Schwangerschaft auszutragen und das Sterben des Kindes zu begleiten. Der Entscheidung geht eine Auseinandersetzung über die Fragen nach den Perspektiven für ein Leben mit einem behinderten oder schwer kranken Kind voraus. Fragen zur Überforderung und Belastbarkeit der Beteiligten und der Wunsch nach konkreten Aussagen zum Leben mit einem behinderten Kind sind Inhalte der Beratungsgespräche.
Entscheidet sich die Frau bzw. das Paar für einen Abbruch, muss eine medizinische Indikation bescheinigt werden. In diesem Fall steht in der Beratung zunächst die Stabilisierung der Frau und ihres Partners im Mittelpunkt. Weitere Themen der Beratungsgespräche sind die Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt und der gleichzeitige Abschied vom Kind. Die Bestattung des Kindes wird besprochen, auf Bestattungsmöglichkeiten und gesetzliche Bestimmungen wird hingewiesen. Der Verweis und die Vermittlung von Seelsorgern, Selbsthilfegruppen, Therapeuten und Trauerbegleiter sind hilfreich und tröstlich für die Betroffenen.
Netzwerk vorgeburtliche Diagnostik Frankfurt 2024